Posts mit dem Label Mittelalterliche Bekleidung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Mittelalterliche Bekleidung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

15. Juni 2016

Kleidung des Mittelalters

Historischer Handwerksmarkt

Am 2./3. Juli ist es wieder soweit der beliebte Mittelaltermarkt findet zum sechsten mal auf dem Spycher Handwerk Areal statt.

Einige Kleider sind bereits fertig genäht und gefilzt, weitere sind am Entstehen!!! Freue mich riesig dich an meinem Stand zu Begrüssen. Vielleich passt eines meiner Unikate genau zu dir.
Freue mich auf dich bis bald.


Diese Kleider gehören Silvana, Dan und Johanna Grädel. Diese Kleider habe ich extra für diese kleine mir liebgewonnene Familie erarbeitet. Freue mich spätere Bilder vom gebrauch einzufügen.  








 Shiborri Kaputzentunika



Eines meiner kreativsten Glanz - Stücke


Korsagen Oberteil gefilzt.
 
Dieses Exemplar Freut sich schon auf die neue Trägerin

 Die Nestellöcher wurden alle von Hand genäht!!! Es brauch viele Stunden bis solche Kleider fertig erarbeitet sind

 Arbeitsschritte vom Jupe
Spannendes Unterfangen


Mittelalterliche Kapuzenteile sind für Fr. 250.- erhältlich



Dieses Kleid war bestimmt  die grösste Arbeit die ich für diesen Historischen Markt gemacht habe
9 Stunden pro Ärmel nur für die von Hand genähten Nestellöcher

 

14. Juni 2016

Mitteralterliche Bekleidung

Im Oktober 2010 beginnen wir mit der Rekonstruktion Bekleidung aus dem Mittelalter!!! im 2016 bin ich immer noch an diesem spannenden Thema

Wie sah die Kleidung aus, die ein Mann im Mittelalter trug? Und wie kann der Mittelalter-Interessierte solche Kleider selber herstellen?

Das tiefgreifende Interesse an der historischen Mittelalter-Darstellung unterliegt strengen Vorgaben, die berücksichtigt werden müssen. Die handwerkliche Arbeitsschritte, die Geräte und das benötigte Material müssen stets analysiert und hinterfragt werden.

Die Hose setzt sich aus einem Leinenfutter und aus einem gewobenen Wollwalkstoff zusammen. Wir legen Wert darauf, dass die Stoffe der Webtradition des mittelalterlichen Weben entsprechen. Das bedeutet, dass der Grossteil der Stoffe die Z - Drehung aufweist. Das Garn sollte Handgesponnen und in den Naturfarben sein. Dieser Auftrag hat mich sehr gereizt, da ich als Textilgestalterin das Weben erlernt habe.  

Weiteres Vorgehen:
Meine Auftraggeber, Urs Megert und Barbara Morgenthaler , besuchten einen Spinnkurs bei mir, um das Garn selbstständig herzustellen. Meine beide Schüler entpuppten sich als wahre Naturtalente! Was das weitere Zusammenspiel unserer gemeinsamen Arbeit sehr erleichterte. Viele spannende Diskussionen
folgten......



Wolle vom schwarzbraunen Bergschaf wurde in Fleissarbeit versponnen.



Das Spinnen mit dem Spinnrad wurde sehr zeitaufwändig. Jedoch war das benötigte Wollgarn von 1.450 Kg drei Wochen später fertig versponnen.

1. Es beginnt mit dem Berechnen und Schären der Kettfäden und dem " Einrichten" des Webstuhls.
2. Viele Kettfäden müssen im Rhythmus durch Litze und Riet gezogen werden. Dies bestimmt später das Webmuster.
3. Beim Weben mit dem Schiffchen ist viel Fingerspitzengefühl erforderlich.


Aus der versponnener Wolle werden Garnstrangen
Die Garnstrangen werden zu Wollknäuel gewickelt
 
Die Wolle ist bereits auf den Webrollen versehen

Die Fäden müssen alle einzeln durch je eine Litze Nadelöhr gezogen werden.

Zu zweit geht es viel einfacher!!!


Nachkontrolle und Überlegungen stimmt da auch alles?

Huiiii .....das Weben kann beginnen.


Ich war sehr beeindruckt, wie meine Auftraggeber sich dem Spinnen, Weben und Webstuhl einrichten widmeten! Mit enorm grossem Interesse und handwerklichem Flair. Sie haben alle einzelne Teilschritte selbständig erarbeitet und ausgeführt. Erstaunlich war die Intensivtat, die flinken Handlungen und Fingerfertigkeit, was uns rasch zu neuen Arbeitsschritte führte.


Ein stolzer  Besitzer vom selber gewobenen Wollstoff
Walkstoff: Der fertige Stoff wird im heissen Wasser gewalkt. Durch das walken wird der gewobene Stoff stark und zum Teil Wasser-und Fleckenresistent.  


Kaum zu glauben, kaum zu fassen, und trotzdem war!!!! Gratulation dazu.
Die Hosen werden von Hand genäht


Der Leinenzettel ist angefertigt ! Der nächste Teilschritt den  Webstuhl  mit dem Leinenzettel einzurichten.

Faden für Faden wird eingezogen.

Das ganze noch durch das Riet " Kamm"

Und so sah es während dem Einrichten aus!!!Schön geordnet.

Hier müssen die Fäden exakt Zentimeter um Zentimeter eingeteilt werden.

Webbild 



Das Innenfutter aus der Leinen wird von Hand nach mittelalterlichen Kriterien zusammen genäht.


Im Mittelalter benutze man in der Regel Leinen, Hanf und Wolle. Leinen und Hanf waren am meist verbreiteten Stoffe für leichte Gewänder und Untergewänder, die oft in Heimarbeit versponnen wurden. Übergewänder aus Leinen waren eher selten. Wenn es heiss war, zog man das Übergewand aus. Wolle war der Universalstoff für fast alle Kleidungsstücke im Mittelalter, aber Schafwolle, nicht Alpaka oder Lama oder sonstige moderne Fasern. Baumwolle wurde erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts als Mischgewebe  mit Leinen ( Barchent) verwendet.

Man sollte sich nicht dazu verleiten lassen, reine Baumwollstoffe zu verwenden. Sie sind zwar billiger, machen aber die ganze Arbeit zunichte, weil sie historisch nicht korrekt sind!!!
Verspinnen für den Faden für die Nestel Löcher
 
Nestel Löcher nähen

Das sieht sehr schön aus!!!
Nestel Hülsen am entstehen.


Wunderbar diese Nestel Hülsen.


....Zum Ende....
Die grosse Kostbarkeit bei dieser Hose ist die von Hand gesponnene Wolle. Während drei Wochen wurden mehrere Tage und stundenlange Fleissarbeit benötigt, um aus Wollfasern Garne zu verspinnen. das Ergebnis war ein ziemlich gleichmässiges Garn.

Urs und Barbara haben 1`536 Kg. Wollgarn versponnen. Das ergab in den Endmassen gewalkt 3,6x 0,6 Meter Stoff. Das Garn ist so unterschiedlich, wie die Stimmung während dem Spinnen. Das zeigt sich in der Struktur jedes einzelnen Fadens und auch im fertigen Stoff! Dieser Stoff spricht, er ist lebendig. Es ist spannend wie der Stoff sich anfühlt, wie er fällt, wie er sich tragen lässt, und wie man sich darin fühlt


Es ist wichtig, den Menschen in der heutigen Wegwerfgesellschaft den Aufwand und den Wert eines Kleidungstückes zu vermitteln und so aufzuzeigen, wie es unsere Vorfahren praktizierten.
 
Gesamter Zeitaufwand
 
Spinnen                                                                48 Std.
Webstuhl einrichten                                                 7 Std.
Weben                                                                  17 Std.
Walken                                                                   1 Std.
Nähen des Webstoffs von Hand                               14 Std. 
Leinen- Hoseninnenfutter nähen                               8 Std.
Wollhose mit Futter                                               14 Std.
Nestellöcher                                                           8 Std.
Schamkapsel                                                          2 Std.
Nestelhülsen                                                          8 Std.
Seide spinnen für Nestel                                         7 Std.
Totaler Zeitaufwand                                            134 Std.

Am Schluss möchte ich mich bei meinen beiden Auftrag gebern, Urs Megert und Barbara Morgenthaler bedanken. Durch das grosse Fachwissen von beiden kam die Rekonstruktion dem Original sehr nahe.

Diese Arbeit im 2010 / 2011 war wohl die tiefgründigste , und bereichernste  Erfahrung sowie das, wohltuendste Projekt überhaupt!!!  

Wer weis ob ich wieder mitwirken darf bei weiteren Projekten.

Gefilzte Mittelalterliche Gugel Kapuzenhaube